Aktive Sterbehilfe leisten?
Sterbehilfe war in den 1980er Jahren ein großes Thema in allen Medien. Julius Hackethal ist den meisten Erwachsenen ein Begriff in diesem Zusammenhang. Er setzte sich in der Mitte der 80er Jahre für die aktive Sterbehilfe ein und bekannte öffentlich, dass er sie bei seiner Mutter geleistet hatte. In der Gesellschaft begann daraufhin eine große Diskussion über die aktive Sterbehilfe und auch heute noch gehen die Meinungen darüber weit auseinander.
Seitdem wurde das Thema gesellschaftlich immer wieder gegensätzlich bewertet und im Juni 2010 entschied sich der Bundesgerichtshof das Selbstbestimmungsrecht von Patienten zu stärken. Hierfür wurden den Patienten Hilfsmittel an die Hand gegeben, doch die aktive Sterbehilfe ist und bleibt in Deutschland noch immer verboten. Vielen Menschen ist dabei der Gedanke an eine gerichtlich bestellte gesetzliche Betreuung nicht angenehm.
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Der Unterschied von aktiver und passiver Sterbehilfe
In Deutschland ist nur die sogenannte passive Sterbehilfe erlaubt. Dabei darf der Patient eine Behandlung oder deren Weiterführung verweigern, auch wenn das zu seinem Tod führt und lebensverlängernde Maßnahmen können grundsätzlich verweigert werden. Das kann jeder in seiner Patientenverfügung schriftlich festhalten aber auch an mündliche Vereinbarungen müssen die Ärzte sich halten. Das bedeutet, dass das Leben eines Menschen nicht mehr gegen seinen Willen verlängert werden kann. Die aktive Sterbehilfe hingegen geht weiter, denn hier wird ein Arzt aktiv und hilft einem Patienten sein Leben zu beenden. Meist erfolgt das über die Gabe von bestimmten Medikamenten. In Deutschland ist das nach wie vor verboten, wohingegen die Niederlande die aktive Sterbehilfe seit 2001 als erstes Land der Welt erlaubt haben. Belgien und Luxemburg folgten Holland und auch in den USA gibt es Bundesländer, die Hilfe bei der Selbsttötung erlauben. Auch unsere Nachbarn in der Schweiz geben den Ärzten Gelegenheit aktiv an der Sterbehilfe mitzuwirken.
Warum wird das Thema aktive Sterbehilfe so kontrovers diskutiert?
Ärzte schwören einen Eid, der besagt, dass sie alles Menschenmögliche tun um das Leben zu erhalten. Die aktive Sterbehilfe verstößt gegen diesen Eid, was viele Ärzte als Anlass für ein Nein zur aktiven Sterbehilfe sehen. Die Medizin hat inzwischen Möglichkeiten gefunden, das Leben von Patienten zu verlängern und in vielen Fällen sind die Kranken dafür regelmäßig oder dauerhaft an medizinische Geräte gefesselt, welche die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Das wünschen sich nicht alle Menschen. Der Gesetzgeber sieht Selbstmordversuche zwar nicht als strafbare Handlung, jedoch werden Menschen nach einem misslungenen Versuch in eine psychiatrische Anstalt eingewiesen. Diese Grundhaltungen und Bestimmungen sorgen dafür, dass verschiedene Meinungen zum Thema aktive Sterbehilfe entstehen und auch der richtige Zeitpunkt dafür lässt sich in den Augen des Gesetzes nur schwer bestimmen. Viele Krankheiten sind unheilbar und haben einen langwierigen Verlauf, der durch die medizinischen Möglichkeiten noch weiter verlängert werden kann. Je weiter der Fortschritt der Medizin voranschreitet, desto schneller braucht auch Deutschland eine konkrete Entscheidung, denn in Würde sterben sollte auch mit den modernen Möglichkeiten der Medizin vereinbar sein und nicht als sonderbarer Wunsch deklariert werden.